Donnerstagabend, irgendwann zwischen 20:30 und 20:45 Uhr.
Ich liege entspannt auf der Couch, der Hund zusammengerollt an meinen Füßen, meine Frau zu meiner Rechten – geschafft vom langen Arbeitstag. Der Fernseher läuft, irgendwas Belangloses, das man nicht wirklich verfolgt. Wir scrollen beide nebenbei durch unsere Handys. Ich hänge gerade nostalgisch in einem alten GameBoy-/SNES-Klassiker auf einem Emulator, als mein Handy auf einmal vibriert.
Pushnachricht Instagram: „ERC Ingolstadt Official hat eine neue Story gepostet.“
Kurz darauf die nächste: „ERC Ingolstadt Official hat einen neuen Beitrag veröffentlicht.“
Ich denke mir noch: Was ist denn das für eine Uhrzeit? Schon wieder eine eBay-Versteigerung?
Aber in letzter Zeit war’s ja recht ruhig rund um unseren ERC, was das Thema Personal angeht, also packt mich die Neugier – Instagram geöffnet, und da steht es:
„Das eine Auge lacht, das andere weint.“
Dazu: Ein Foto von Wojciech Stachowiak, breit grinsend.
Was geht denn jetzt ab?! denke ich – und dann knallt’s:
„Wojciech Stachowiak hat einen NHL-Vertrag unterschrieben und wird zur Saison 2025/26 in die beste Liga der Welt wechseln.“
Innerhalb von Minuten glüht mein Handy. WhatsApp explodiert. In sämtlichen Eishockeygruppen wird der Beitrag geteilt – Wort für Wort, Bild für Bild.
Breaking News, ja – aber nicht die, auf die man gehofft hatte.
Auch die offizielle Pressemitteilung trudelt wenig später in meinem Postfach ein. Spätestens da ist klar:
Kein Scherz. Kein Hacking. Kein Aprilscherz im Mai. Das ist real.
In unserer Podcast-Gruppe schreibt Matze:
„Fühlt sich an wie ein Abstieg.“
Benjo antwortet trocken: „Das ist ein Brett – wir sind gef…“
Und irgendwie war das wohl das kollektive Gefühl jedes Panthers-Fans in diesem Moment:
Ein Mix aus Traurigkeit, Schock, einem leisen Gefühl von Ohnmacht – aber eben auch einer riesigen Portion Stolz. Stolz auf einen Spieler, der sich diesen Traum mehr als verdient hat. (Auch wenn mich zugegeben, die Wagner Meldung, mehr getroffen hat- aber da tickt einfach jeder anders bei einem Spieler.)
Wojo, der zu Sheddens Zeiten gefühlt keine Luft zum Atmen bekam und Hart von Shedden und Mitchell kritisiert wurde. Dem jegliches Vertrauen fehlte. Der – das schrieb damals sogar die Neuburger Rundschau – kurz vor einem Wechsel in die DEL2 nach Krefeld stand.
Und dann kam Mark French. Und alles änderte sich.
French gab ihm das, was er brauchte: Vertrauen, Perspektive, Selbstbewusstsein.
Was folgte, war eine Entwicklung wie aus dem Bilderbuch. Vom Fast-Abschied zur Identifikationsfigur. Vom Underdog zum Nationalspieler. Vom fast Abgang zum NHL-Profi.
Jetzt ist er also weg. Und ja, das hat er sich verdient.
Doch während man sich für ihn freut, wird einem auch bewusst, was das für den ERC bedeutet.
Tim Regan hat jetzt eine gewaltige Baustelle mehr auf dem Zettel.
Einen 1:1-Ersatz wird es nicht geben. Weder sportlich. Und schon gar nicht menschlich – das betonte sogar die Pressemitteilung ausdrücklich. Und sie hat Recht.
Und dann ist da noch diese Frage, die in diesen Tagen durch Fanforen und Kommentarspalten wabert:
Ist das wirklich der Weg, mit dem der ERC in die neue Saison starten will?
Der deutsche Markt ist überschaubar. Und wer oben ins Regal greift, muss Geduld, Geld und ein bisschen Glück mitbringen. Klar – dass Mark French Talente entwickeln kann, hat er eindrucksvoll gezeigt. Aber auch ein Rohdiamant braucht Zeit, bis er glänzt.
Timmy kann kochen, keine Frage.
Aber der ERC-Fan braucht jetzt auch eines: Geduld.
Und ja, ich nehme mich da selbst nicht aus.
Euer Markus Schäfer „aka Nachbar“
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